Das ewige Mysterium
Wenn wir “Wissen” als subjektiven, relativen Erkenntnisstand im dynamischen Austausch mit anderen fühlenden, denkenden Wesen begreifen (Wissen als soziale Co-Konstruktion), dann folgt daraus, dass wir ein “endgültiges Wissen” solange nicht erlangen können, wie wir uns selbst auf einer Zeitachse bewegen. Somit bleibt die Zukunft immer offen, alle Theorien und die Axiome, auf denen sie beruhen, können jederzeit verändert, unsere eigene Wahrnehmung und unsere körperlichen und geistigen Fähigkeiten jederzeit weiter entwickelt werden. Wissen ist kein statischer Bestand, kein finanzieller Wert (asset), sondern selbst ein dynamischer Kommunikationsprozess, der die teilnehmenden Wesen verändert, womit sie selbst zu dynamischen Veränderungsprozessen werden bzw. bestmöglich als solche beschrieben werden können.
Wir laden dazu ein, das “Wunder” wieder im Kreis der (Systemischen) Wissenschaft zu akzeptieren und anzunehmen, als das, das es von Anfang an sein sollte: die Erinnerung an unseren offenen Geist, dass immer noch Unbekanntes, Unverstandenes existiert und unsere geistige Reise daher noch nicht zu Ende ist. Tatsächlich ist der Vorgang des “sich wunderns” auch ein wesentlicher Auslöser für die größte Motivation der Menschen, den Forscherdrang. Wir benötigen eine Wissenschaft, welche wissensdurstige, suchende Entdecker ermutigt, diese geistige Reise fortzusetzen und den “Zurückgebliebenen” von ihren exotischen Abenteuern zu erzählen, im Kern des Verstandenen als kompetente Lehrer, an den Grenzen ihres Wissens hingegen in Form von persönlichen Wahrnehmungen, Legenden oder Mythen. Diese nach neuen Erfahrungen und neuem Wissen suchenden Forscher werden auch in den von ihnen besuchten Gebieten von den dort heimischen denkenden und fühlenden Wesen stets freundlicher empfangen als die gierigen, plündernden Händler, die sich fremde Gefilde samt ihren Einwohnern “untertan machten” um sich materiell an ihnen zu bereichern. (Anspielung: „Zeitalter der Entdecker“ und den Genozid an den amerikanischen, afrikanischen und asiatischen Ureinwohnern.) Auftragsforscher, die nicht ergebnisoffen, geleitet von ihrem eigenen Wissensdurst, nach Erkenntnis streben, sondern ihren (privaten oder staatlichen) Geldgebern einen finanziellen Wert (asset) als Ergebnis schulden, gleichen daher den Kolonisatoren früherer Jahrhunderte, deren Raubzüge stets in Vernichtung und Elend endeten. Schon sie wurden durch finanzielle Schulden “motiviert, gewünschte Ergebnisse zu liefern”, damals Edelmetalle und Bodenschätze, zum Preis des Blutzolls der nativen Bevölkerung. Wenn aber geistige Erkenntnis durch offene, ehrliche und einfühlsame Kommunikation, das Ziel ist, so stehen uns die Tore zu allen bekannten wie unbekannten Zivilisationen offen und aus der Suche unserer Menschheit kann ein forschender Dialog, eine Kooperation mit allen denkenden und fühlenden Wesen werden, denen wir noch begegnen mögen.
Den Weg zu dieser neuen Form von Wissenschaft weisen uns jene “Riesen, auf deren Schultern wir stehen” – wenn wir uns dieses Umstands nur wieder bewusst geworden sind:
“Wunder stehen nicht im Gegensatz zur Natur, sondern nur im Gegensatz zu dem,
was wir über die Natur wissen.” – Augustinus von Hippo